Milano-Sanremo 2010 Radtouristik-Fernfahrt "Mailand-San Remo" über 298 km |
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Milano - Sanremo08.06.2010 08:52 von Markus Utz „La Primavera" (die Fahrt in den Frühling) hieß es Ende März, als die Radsportprofis die rund 300 KM unter die Räder nahmen. Nach dem langen Winter, den windigen Frühlingsabenden und den oft nassen Trainingsausfahrten hatten Achim Escher, Frank Schamberger, Achim Schmidhauser und Markus Utz am vergangenen Wochenende ihre eigene Fahrt in den Frühling. An der Raststätte Bad Bellingen stieg man in den von Frankfurt gestarteten Bus, der nun bis auf den letzen Platz gefüllt war. Nun war das „Team Kulessa" komplett. Herzklopfen pur, als am Sonntag um 7:00 Uhr der Startschuss in Mailand fiel. Knapp 800 Teilnehmer klickten nahezu gleichzeitig in die Pedale ein. Wir Bamlacher reihten uns am Ende des Feldes ein und beschlossen die Fahrt gemeinsam durchzuziehen. Ein guter Entschluss, sah man doch den Einen oder Anderen gestürzten Fahrer. Fast 40 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit zeigte der Tacho in den ersten zwei Stunden. Immer wieder überholte unsere ca. 50 Mann starke Gruppe jene Fahrer, die dem Tempo im Hauptfeld nicht mehr folgen konnten. Nach der ersten Verpflegung bei KM 135 machten wir nur ein, zwei Minuten Pause und arbeiteten uns immer weiter nach vorne. Nun galt es den Turchino zu bezwingen. Nach dem Tunnel auf der Passhöhe stürzten wir uns in die Abfahrt nach Genua. Nun hatten wir den Streckenabschnitt erreicht, den wir aus dem Fernseher kennen. Links das türkisfarbene Meer und rechts die Felswände der ligurischen Küste. Vorbei an Palmen durch malerische Küstenorte näherten wir uns der 200 KM Marke und der zweiten Verpflegung. Teilweise war diese Streckenabschnitt gefährlich. Hektische Bremsmanöver, das Umfahren der zahlreichen Autos, Gegenverkehr und das Überfahren roter Ampeln zwangen die Teilnehmer zu äußerster Konzentration. Wer nun meinte das Schwierigste wäre geschafft hatte sich mächtig getäuscht. Auf dem letzten Drittel verließ man immer wieder die Küstenstraße. Capo Mele, Capo Cervo, Capo Berta, Cipressa und den Poggio di Sanremo hieß es zu bewältigen. Keine großen Anstiege im Vergleich zum Schwarzwald, aber für Einige wurden nach den bis dahin gefahrenen Kilometern diese „Hügel" zu standhaften Bergen. Nach offiziell 295 KM erreichten wir nach 10:07:00 Stunden das Ziel und belegten die Plätze 370 - 374. Unser „Team Kulessa" gewann als größte Gruppe einen Pokal. Ein herzliches Dankeschön an Günther Kulessa der die Busreise ehrenamtlich organisiert hat. Immer wieder haben die alteingesessenen Vereinsmitglieder des RV-Bamlach von den Erlebnissen vergangener Jahre bei Mailand - Sanremo erzählt. Diese zum Teil spektakulären Geschichten haben uns dazu bewegt diese Strecke selber einmal zu bewältigen. Nun sind auch wir „Finisher" des längsten Tagesrennen, der „La Primavera".
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Mailand - San Remo
08.06.2010 von Michael Haak
Am vergangenen Wochenende machte ich mich bereits zum zweiten
Mal mit meinem Dad Manfred und meinem Bruder Mario
(Begleitperson) auf nach Mailand um den Spuren eines Radrennens
zu folgen, das schon so viel Geschichte geschrieben hat.
Heutzutage ist das Profi-Rennen, das immer im März ausgetragen
wird, das längste Eintagesrennen im UCI-Rennkalender und gehört
zu den fünf Monumenten des Radsports. Bei seiner ersten
Austragung im Jahr 1907 wurde den 33 Startern eine
Aufwandsentschädigung von je 5 Lire ausbezahlt.
Im Gegensatz dazu wird heute von dem Veranstalter, der UC San Remo, für
das Amateur-Rennen 45 Euro verlangt. Offiziell ist es als "Radtourisikfahrt"
ausgeschrieben und für die vergleichsweise geringe Startgebühr
von 45 Euro gibt's ein Radtrikot, drei Verpflegungsstationen und
Pasta im Ziel. Aber alles der Reihe nach. Am Sonntag um 07:00 Uhr ging es in Mailand in Form von einem Massenstart los. Es war schon recht warm und nach ein paar Kilometern war das Trikot schon nassgeschwitzt. Wie erwartet war das Anfangstempo auf der geraden und breiten Straße sehr hoch. Viele Radfahrer nutzten die Gegenfahrbahn, um sich im Feld weiter vorzuschieben und so bekamen wir auch immer mehr den "Ziehharmonika-Effekt" an den zahlreichen Kreisverkehren und Fahrbahnverengungen zu spüren. So trennte sich das große Feld von über 800 Fahrern aus ganz Europa hinter uns und wir waren mit ein paar hundert anderen Fahrern in der Spitzengruppe dabei. Nach ca. 80km hatte ich dann auch schon meinen ersten Tiefpunkt. Nach jeder Kurve, bei jedem Gegenverkehr (die Straße war nicht gesperrt) und bei jeder scheiss Straßenverengung ging die kräfteraubende Antreterei von vorne los und wir mussten darauf achten am Feld dranzubleiben und nicht abreißen zu lassen. Mit Müh und Not gelang es mir immer wieder Lücken zuzufahren, aber wir hatten ja noch nicht einmal ein Drittel der Gesamtdistanz hinter uns! In die erste erwähnenswerte Steigung am "Passo del Turchino"
nach 135km ging's mit einem Schnitt von über 40km/h. Am besagten
Pass splitteten sich die zwei großen Gruppen auf und nach 400
überwundenen Höhenmeter ging's bergab nach Genua. Von da an
verläuft die
Strecke immer am Meer entlang, mit ein paar kurzen, aber steilen
Abstechern auf die angrenzende Hügelkette. Nach 155km gab's
unsere erste kurze Pause. Dank Mario wurden wir bestens
verpflegt und konnten nach jeweils 50km frisch gefüllte
Trinkflaschen, Cola und Salamiweckle aufnehmen. Die wohl bekanntesten Hügel sind die beiden letzten. Der "Cipressa"
und der "Poggio di San Remo" verhalf schon so manchem Fahrer zu
einem geglückten Ausreißversuch und damit zum Sieg. Den Sieg
konnten wir uns nach 10 Stunden nicht mehr holen. Dafür gab's
zur anschließenden Stärkung noch 'ne ordentliche Runde Pasta. Auch wenn der "Tour"-Bericht in der März-Ausgabe über das
Rennen ziemlich negativ ausgefallen ist, war es für uns wieder
ein saugeiles Erlebnis. Die Sichtweise der "Tour"-Reporter
können wir nicht teilen. Es ist nunmal eine Radtouristikfahrt,
das Startgeld beträgt nur 45 Euro und die Landessprache ist halt
nunmal Italienisch. Respekt gilt vor allem dem Veranstalter, der
doch einen enormen Aufwand für die rund 800 Starter betreiben
muss. Besonderen Dank gilt auch Günther Kulessa, der jedes Jahr die Organisation für den deutschsprachigen Raum übernimmt! Auf seiner Seite http://www.milano-sanremo.net gibt's alle Infos, Bilder, Ergebnisse und Erfahrungsberichte auf Deutsch.
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Radtouristik-Fernfahrt Gran Fondo Internazionale MILANO-SANREMO 2010 Ein Bericht von Detlev Nolte Mailand - San Remo. Welcher Rennradfahrer im Hobby-Bereich lässt da nicht seinen Gefühlen freien Lauf? Einmal die Strecke der Profis, die La Primavera (Fahrt in den Frühling), wie das Rennen der Profis genannt wird, zu fahren. Während das längste Tagesrennen mit 295 km Länge bei den Profis alljährlich im März ausgetragen wird, findet die Gran Fondo Internazionale der Hobbyfahrer stets Anfang Juni statt. Will ich mir das wirklich antun? Der Reiz ist da. Ja, ich will! Nach der Anmeldung gilt es einen ausreichenden Trainingszustand herzustellen, um diese Strapaze durchzuhalten. 6. Juni 2010, endlich ist es so weit. Eingebunden in das Kulessa-Team des Hessischen Rundfunks warte ich mit einer Teilgruppe vor unserem Hotel am Kongresszentrum in Mailand-Assago. Einige stehen bereits in vorderer Linie der Startaufstellung. Es ist 06:50 Uhr, wir fahren ebenfalls dorthin. Wir schließen auf und befinden uns im letzten Viertel der Startaufstellung. Man hat den Eindruck, wie man es von Rennpferden kennt. Hufe scharren, aufgeregt sein und dann der Gedanke, wann geht es endlich los. Ein irres Gefühl. Die Sicht nach vorne gerichtet. Endlich um 07:00 Uhr die Startfreigabe. Aus dem Kongresszentrum hinaus in Richtung Pavia. Erst einmal einen Kreisverkehr passieren. Aber Vorsicht! Im zweiten Kreisverkehr soll rechts ein Schlagloch sein. Sturzgefahr! Alles geht gut. Prima, nichts passiert. Mein Garmin streikt. Ich bemerke das zu spät. Er hat sich aufgehängt. Das Gerät wird neu gestartet. Die Zeit beginnt ab jetzt zu zählen. Es fehlen die ersten Kilometer in der Aufzeichnung. Die ersten zwei Stunden verlaufen im Peloton recht angenehm. Die Durchschnittsgeschwindigkeit bei dieser Gruppe lag in diesem flachen Teil der Tour um 38 km/h. Man konnte sich im Wind abwechseln. Nur einige drückten sich vorne zu fahren. Lutscher! Am Wegesrand waren viele platte Reifen zu beklagen. Zwangspause für diese Rennradfahrer. Aber die schlechten Straßen mit ihren Schlaglöchern verlangten ihren Tribut. Und dieses sollte verstärkt bis zum Passo del Turchino so bleiben. An Voghera, Tortona und Ovada vorbei in Richtung Campo Ligure. Kurz nach Novi Ligure nach rd. 100 km schon gefahren löst sich eine Gruppe von ca. acht bis zehn Fahrern aus dem Pulk. Fahre ich mit? Kurzes Überlegen. Ich entscheide mich und klinke mich ein. Die Geschwindigkeit erhöht sich. Zuerst 40 km/h, um danach mit einem 45er Schnitt weiter zu fahren. Was soll das? Habe ich die richtige Entscheidung getroffen? Das Tempo ist mir im Prinzip zu hoch. Typischer Anfängerfehler, über dessen Stadium ich eigentlich hinaus sein sollte. Nach einer guten Viertelstunde werde ich von meinem Körper bestraft. Inzwischen sind 107 km gefahren und ich bekomme einen Wadenkrampf, doch bleibe verschont, nicht anhalten zu müssen. Ich muss mich zurückfallen lassen. Noch vor Ovada werde ich von der nachfolgenden Gruppe einkassiert. So, jetzt aufpassen. Du darfst keinen Krampf mehr bekommen. Lieber noch zwei Gels verzehren. Die Geschwindigkeit, die jetzt gefahren wird, ist in Ordnung - durchschnittlich 34 km/h Wir fahren in der Po-Ebene weiter. Bis Campo Ligure kann ich meine Wadenkrämpfe kontrollieren, ohne absteigen zu müssen. Plötzlich ist es vorbei. Es geht nicht mehr. Ich muss absteigen und durch dehnen versuchen, diesen Zustand wieder zu ändern. Das Feld zieht vorbei. Sch... Danach fahre ich weitgehend allein bis zur ersten Verpflegungsstelle. Wasser trinken, die Flaschen füllen, Bananen-, Apfelsinen- und Kuchenstückchen essen. Einfach nur erholen. Mit Sportkameraden aus dem HR-Team fahre ich schließlich weiter. Im zeitlichen Verlauf holen mich die Wadenkrämpfe auf der Steigung des Passo del Turchino ein. Drei Mal absteigen ist bis zum legendären Turchino-Tunnel angesagt. Tunneldurchfahrt und dann der schöne Ausblick auf Genua. Nun geht es ca. 12 km hinunter. Eine grandiose Abfahrt. Aber was habe ich davon. Ich empfinde es nicht so berauschend. Ich lasse mich rollen. Nur keinen Krampf bekommen. Vielleicht noch etwas kurbeln. Etwas geht noch. So kann ich noch mit einer Geschwindigkeit von 40 km/h hinunter fahren. Reihenweise werde ich von anderen Teilnehmern überholt. Welch ein Frust. In Genua-Voltri angekommen, sofort an der nächsten Kreuzung wieder ein Krampf. Na ja, das warst dann. Die nächste Bahnhofsstation anfahren und mit dem Zug nach San Remo fahren. Doch dann die Überraschung. Das Gewusel in den Straßen von Genua und den folgenden Orten lässt meine Waden entkrampfen. Ich kann wieder weiter fahren. Jetzt ein paar Gels. Die Option, jederzeit eine Bahnhofstation aufzusuchen, bleibt. Nur nicht den Anschluss verlieren. Genua-Crevari, 12:15 Uhr, 5:03 Stunden gefahren und 155 km zurückgelegt. Wenigstens 200 km schaffst du jetzt. Ab und zu ereilt mich wieder ein Krampf. Aufhören? Nein! Ich spreche mit mir. Wer hat es eigentlich zu sagen? Mein Wille oder mein Körper, der sich sporadisch aufbäumt? Die Antwort lautet, mein Wille. Da musst du durch. Nur nicht aufgeben. Diesen Gedanken überhaupt nicht mehr zulassen. An der Riviera entlang erreiche ich nach der zweiten Verpflegungsstelle Alassio Centre um 15:51 Uhr. Ich bin laut meinem Garmin 8:40 Stunden unterwegs und 234 km gefahren. Die Krämpfe haben sich inzwischen weitgehend verflüchtigt. Ich muss nicht mehr absteigen und kann mental meinen Körper wieder kontrollieren. Das Schlimmste ist überstanden. Nun eine Gruppe suchen, mit der ich gegen den von vorne blasendem Wind fahren kann. Die Gruppe ist gefunden. Wir wechseln uns in der Führungsarbeit ab. Unterschiedliche Tempopassagen gestalten das Fahren entlang der Küste. Gefährlich sind jedoch die Ortsdurchfahrten. Es scheinen alle Verkehrsregeln außer Kraft gesetzt worden zu sein. Rote Ampeln und Zebrastreifen finden so gut wie keine Beachtung; sie werden einfach ignoriert. Aber auch die Polizei winkt uns durch. Dazu eine neue Erfahrung. Rechts fahren in den Ortschaften ist zu gefährlich für die Rennradteilnehmer. Auf die linke Spur gehen, an den im Stau stehenden Fahrzeugen vorbei. Entgegenkommende Fahrzeuge fahren äußerst rechts. Es bildet sich zwischen den Fahrzeugspuren eine Gasse in einer Breite von zwei Rennrädern. Nur noch den Capo Mele und Capo Cerve überwinden. Eine Verpflegungsstelle noch. Dann wird es hart. Stehe ich das durch? Klar! Jetzt kommt nichts mehr dazwischen. Die Verpflegungsstelle ist erreicht. Flaschen mit Wasser füllen. Jetzt eine Cola, noch etwas essen. Bananen- und Orangenstückchen, etwas Süßes. Nach 10 Minuten Pause kann es um 16:33 Uhr weitergehen. Die erste Herausforderung nach dem letzten Stop ist Capo Berta. Kurz vor der letzten Kurve lege ich eine Verschnaufpause ein. Zwei Minuten, dann weiter. Der Ort Imperia ist nicht mehr weit. Nun habe ich wieder meinen runden Tritt. Von Krämpfen keine Spur mehr, hochfrequent treten. 17:23 Uhr, 273 km gefahren, der 5,6 km lange Aufstieg nach Cipressa beginnt, der zu diesem Zeitpunkt auch von den Profis gefürchtet wird. 17:49 Uhr, an der Kontrollstelle vorbei, steil bergab. Mit bis zu 45 km/h und geschätzter Temperatur von 30° C fliege ich fast den Berg hinunter und werde für den quälenden Aufstieg belohnt. Wieder auf der Hauptstraße angekommen noch einmal vier Kilometer, um danach den Schlussanstieg zum Poggio aufzunehmen. Super Gefühl, du hast es bald geschafft. Es ist 18:16 Uhr, der Anstieg fühlt sich vergleichsweise leicht an. Lächerliche 3,7 km hinauf. Nun hat die Schinderei bald ein Ende. Um 18:36 Uhr ist der Poggio bewältigt. Ich befinde mich wieder auf der Hauptstraße in Richtung Ziel. Sechs Minuten später ist es nach 298 km erreicht. Ich durchfahre den Zielbogen. Meine Empfindungen sind kaum beschreibbar. Das Erreichte bewirkt ein hohes Maß an Zufriedenheit, gepaart mit einem großen Gefühl an Stolz. Letztendlich drücke ich Günther noch meine Hochachtung für Organisation der Fahrt mit allen seinen Kleinigkeiten aus.
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2010 Mailand-Sanremo
Mille Grazie - Coppi, Vespa-Engel ,Günther und Familie Kulessa - |
La Classissima Milano -
Sanremo ´10 Ein Bericht von Relef Tantzen Nachdem wir in diesem Jahr bereits RTF's in den Niederlanden und Belgien unter unsere Räder genommen hatten, wollten Ulrike und ich mit der Tour Mailand - San Remo nun erstmals eine italienische Veranstaltung besuchen. Um es vorweg zu nehmen: Auch diese Veranstaltung nennt sich zwar RTF und in den Regeln wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass kein Rennen gefahren wird, aber dies ist wohl nur eine versicherungsrechtliche Formalie. Tatsächlich handelt es sich durchaus um ein Rennen, mit Zeiterfassung über Transponder, mit Zielschluss, Siegerehrung und Ergebnisliste. Die Strecke hat eine Länge von 295 Kilometern und gefahren wird auf der Originalstrecke der Profis im Frühjahr. Absperrungen gibt es natürlich nicht, ist ja eine RTF...Schon allein wegen der Entfernung zwischen Sittensen und Mailand bzw. San Remo verbat sich natürlich eine private Organisation. Die Tatsache, dass es sich um eine Point-to-point-Strecke handelt, macht es nicht einfacher, allerdings organisiert der Veranstalter für 40 Euro nach der Tour einen Rücktransport per Bus nach Mailand. Wir hatten eine Reise vom 05.-07.06. gebucht über Günther Kulessa von der Betriebssportgruppe des HR und wir können diese Art der Teilnahme nur empfehlen. An alles war gedacht, es gab quasi eine Rundumversorgung und Betreuung, wie wir sie noch nicht kennengelernt haben. Für jeden Teilnehmer gab es ein T-Shirt mit persönlichem Namenszug und Streckenprofil zum besseren Kennenlernen (zusätzlich noch ein Renntrikot - sehr stylish, auch mit Namenszug), Kuchen, Süssigkeiten, Kaffee, kalte Getränke im Bus, alles da und zwar bis zur Rückankunft einschließlich. Am 05.06. ging es gegen 06:00 von Frankfurt aus los mit einem komfortablen Bus einschließlich Radanhänger, mit dem die Räder sicher transportiert wurden. Nach zwei Zwischenstopps mit der Aufnahme weiterer Fahrer und Durchquerung der Schweiz, waren wir dann gegen 17:00 in Mailand in unserem Hotel (4 Sterne), das gleichzeitig das Race-Hotel war und vor dessen Haustür die RTF gestartet wurde. Da sich in unmittelbarer Nähe ein Riesen-Einkaufszentrum befand, bestand noch die Gelegenheit, letzte Einkäufe zu tätigen. Gegen 19:00 erfolgte dann die Ausgabe des Racetrikots, der Startunterlagen, des Transponders etc..Auch vom Veranstalter selbst gab es ein Renntrikot, das im Startgeld von 45,-- Euro enthalten war. Farblich (flieder) zwar für unsere Augen etwas gewöhnungsbedürftig, aber auch hier vom Stil super, mit Streckenprofil auf dem Rücken etc.. Von Günter Kulessa erhielten wir dann noch zwei zusätzliche Trinkflaschen, mehrere Powerbar-Gels und -riegel. Gegen 20:00 fand dann eine Pastaparty im Hotelbereich statt, die mit unseren Pastapartys nicht zu vergleichen war. Im Grunde ein Büffet mit mehreren Essen und Dessert (mehrere Kuchensorten), einschließlich Aqua und Tischwein. Aber schnell musste man sein, nachgelegt wurde so gut wie kaum. Nachdem wir dann noch alles fertig hingelegt hatten (Räder auf dem Zimmer), war gegen 04:15 Aufstehen angesagt, um ab 05:00 zu frühstücken. Frühstück vor der RTF bedeutete einschließlich Nudeln und Spaghetti (die von den Italienern übrigens mit Olivenöl gegessen wurden). Dann wurden die persönlichen Gegenstände in den Bus verbracht, um sich mit den übrigen der ca. 800 Teilnehmern in den Startbereich einzusortieren. Vorher wurden noch die Transponder auf einer Matte getestet. Da wir doch recht zeitig erschienen waren, standen wir ungefähr mittig. Pünktlich um 07:00 und bei ca. 20 Grad Lufttemperatur ging es dann los, wobei wir gegen ca. 07:05 die Startlinie überquerten. Ein Führungsfahrzeug vorneweg und gruppenweise dann hinterher. Am Anfang hatten wir eine schöne Gruppe im 34er/35er Tempo, bei der wir uns gut hätten aufhalten können, allerdings machte der Abnehmer von Ulrikes Tacho Krawall, wir mussten rechts ran und weg war sie. Allerdings stiegen wir dann in eine neue Gruppe ein, die ein 32er/33er Tempo fuhr, das für unseren Geschmack etwas zu langsam war, zumal man für die Strecke nur 12 Stunden Zeit hatte, also ungefähr 25er Schnitt und der vielleicht nicht anstrengendste, aber zeitaufwändigste Part lag auf der zweiten Streckenhälfte. Es musste also etwas rausgefahren werden, was die Cracks auch machten, die bis zur ersten Verpflegung bei ca. 130 Km penetrant über 40 Km/h fuhren. Für mich stellte sich dieses Problem nicht, da bei mir wieder einmal der Defektteufel zuschlug und zwar bereits bei ca. Km 10.45: Platten vorne. Sonst immer hinten, jetzt vorne. Das hatten wir wohlweislich geregelt. Taktik war: Ulrike fährt weiter und ich komm hinterher. Gesagt, getan. Relativ schnell für mich in 8-10 Minuten war alles fertig einschließlich verpacken und los gings. Einzelzeitfahren sozusagen in einem Tempo zwischen 32 Km/h und 34 Km/h, immer in der Hoffnung, irgendwann auf einen langsameren Teilnehmer aufzufahren. Aber der kam nicht! Statt dessen musste ich feststellen, dass die Italiener von einer RTF-Beschilderung doch eine andere Auffassung haben als wir in Deutschland. 20-30 Km nichts, um dann auf 100 Metern bei keiner anderen Fahrmöglichkeit 3 Aufkleber anzubringen. Gelpackungen, abgefallene Flaschen, Teamfahrzeuge, die ihre Fahrer mit Defekten aufnahmen etc. zeigten mir wie bei Hänsel und Gretel, dass ich noch richtig war. Noch. Denn die Einschläge kamen immer näher. Einen Kreisverkehr musste ich bereits dreimal fahren, um den richtigen Ausgang zu erwischen, dann hatte es mich aber erwischt. Die ligurischen Berge sollten nach der ersten Verpflegung überquert werden bei ca. Km 145 über den Passo del Turchino über eine Kreisstraße, während ich die Überquerung via "Bundesstraße" (ST 35) über den Passo dei Giovi vornahm. Nur ganz am Rande: obwohl es hierauf nicht darauf ankam, war das schon geschummelt. Der Giovi erreicht die Höhe des Turchino nicht und hat mit ca. 26:36 einen deutlich niedrigeren Score. Allerdings hatten die Fahrer der richtigen Route weitaus größere Vorteile. Man startet in Mailand auf einer Höhe von 113 m, um den Turchino bei 532 Metern durch einen Tunnel zu überqueren und sich dann auf einer 12 Km Abfahrt auf 0 Meter herabzustürzen und in einem Vorort von Genua Richtung San Remo zu landen. Ich allerdings fuhr seicht den Giovi hinab und landete mitten in Genua, ohne dass eine Beschilderung zu erkennen war, wie es überhaupt weiterging. Schließlich befand ich mich im Passagierhafen. Jetzt musste erst einmal ein Notstopp her. Abgesehen davon, dass Mineralwasser aufgefüllt werden musste, erste Telefonierversuche. Bereits erste unbeantwortete Anrufe auf meinem Handy, aber keine Kontaktaufnahme möglich. Auch nicht über eine uns zur Verfügung gestellte Notfallnummer. Immer nur: Hallo, ich kann Sie nicht verstehen. Und die Zeit lief und lief und lief. In einem Restaurant endlich eine englischsprachige Bedienung gefunden, die mir die Straße nach San Remo zeigte. Völliges Unverständnis, dass ich dorthin mit dem Rad wollte (noch ca. 150 Kilometer). Noch einmal in Genua-Ausgang gefragt, ob ich nach San Remo richtig sei. Ja, alles klar, aber ob ich sicher sei, dorthin mit dem Rad zu wollen. Ja, ich solle aber nicht zu weit fahren, dann würde ich noch in Frankreich landen... Aber dann gings weiter, mehr als 130 Kilometer über die Küstenstraße Richtung San Remo. Dass ich noch einen weiteren Reifendefekt hatte, will ich hier nur am Rande erwähnen. Ich vermutete ein schadhaftes Felgenband und benutzte einen Teil einer Serviette, um einen dritten Schlauchwechsel überflüssig zu machen. Klappte dann. Und Ulrike telefonisch erreicht, nachdem es mir zuvor gelungen war, erstmals per Handy eine SMS abzusetzen. Bei Kilometer 226 nochmals Aqua gekauft und Notpause gemacht, da ich ernährungsmäßig total unterversorgt war. Im Grunde die ganze Tour nichts gegessen mit Ausnahme von 400 Gramm Aldi-Gelees und einem Bissen Powerbar-Riegel, woraufhin mir schlecht wurde. Ein halber Liter Aqua half dann aber. Die Küstenstraßentour hatte es dann aber in sich. Überall entweder Industrieorte oder Ferienhochburgen. An mindestens 50 roten Ampeln und weiteren 50 Fußgängerüberwegen musste ich halten, wo vor mir die Gruppen sich entweder selbst den Weg gebahnt hatten oder sogar von Polizisten durchgewunken wurden. 50 Kilometer vor dem Ziel dann noch ein Tunnel, der von Radfahrern nicht passiert werden durfte. Der grüne Streckenpfeil war schon abgenommen, so dass ich nicht wusste, dass ich da hätte fahren dürfen. Einmal durch den Ort und wieder gefragt. Und wieder die Zeit... Und schließlich das erste Schild: San Remo 27 Kilometer. Und es wurde langsam dunkel. Gas geben Dann endlich wieder ein grüner Pfeil: rechts ab. Ah, keine Abgase mehr, keine Autos, kein Verkehr. Nein, jetzt gings es kurz vor Schluss von Null auf den 240 Meter hohen Cipressa und dann im Halbdunkel wieder runter auf die Küstenstraße. Etwas sauer auf die Streckenbauer, hätte ja nicht sein müssen. Dann endlich ein Schild San Remo 5 Km. Auf einmal kommt mir auf einem Moped ein älterer Polizist entgegen, laut palavernd und weg war er.Ich dachte, er schimpft wegen fehlender Beleuchtung. Er fuhr immer links von mir und redete und redete. Ich verstand nichts. Auf einmal winkte er mich rechts raus. Links abdeckend, so dass ich nicht geradeaus fahren konnte. Und da sah ich es: ein weiteres gelbes Streckenschild, ich musste unweigerlich noch den 162 Meter hohen Poggio di San Remo hoch. Wie ich später erfahren habe, war es Job des Polzisten, den letzten Fahrer abzufangen. Also hoch, innerlich fluchend, der Anstieg war nicht ohne. Hier fahren die Profis schon noch einmal Attacke, um eine Sprintankunft zu vermeiden. Dann wieder ab, nahezu bei Dunkelheit, aber ab und zu im Schein von Laternen. Und dann rein nach San Remo gegen 21:30. Um 22:00 endlich im Hotel. Für Statistiker: Strecke offiziell: 295 Km, mein Tachostand: 325,5 Km. Die Angaben zu den Höhenmetern schwanken zwischen 1.800 und 2.250. Sieger: Michele Mascheroni in 7:49:21.00=37.58. Also: im nächsten Jahr nicht gerade wieder, weil wir etwas anderes vorhaben, aber dann wird einmal auf Angriff gefahren. |
La Classissima
Milano - Sanremo ´10 Ein Bericht von Ulrike
Nachdem ich Konkursus schon nach den ersten 10 km
verloren hatte, begann mein eigenes Abenteuer. Ich blieb bei unserer
relativ großen Gruppe, die gnadenlos rote Ampeln, Zebrasteifen und
ähnliche störende Elemente ignorierte. Die Italiener waren darauf voll
eingestellt, hielten respektvoll Abstand und verzichteten auf ihre
Vorfahrt, sogar ein Linienbus blieb mit Sicherheitsabstand stehen.
Vereinzelte unwissende ausländische Teilnehmer, die bei roten Ampeln
anhielten, hatten Pech und mussten sehen, wie sie wieder Anschluss an
die vorbeirauschende Gruppe bekamen. |
Ein Kommentar von Eckhard Heinemann
Hallo Günther, an
dieser Stelle noch einmal einen herzlichen Dank für Deine fürsorgliche
"Fernbetreuung" aller deutschen Milano-Sanremo-Fans! |
Mailand Sanremo für (nicht ganz) Jedermann Ein Bericht von Michal Müller http://granfondo.blog.canyon.com/?p=2000&hpcnclc=1542 Mein Saisonhighlight 2010 war ganz klar die Jedermannfahrt von Mailand-Sanremo. Wobei gut ein Drittel der Starter feststellen musste, dass die 300 Kilometer durch Italien eben doch nicht für “Jedermann” geeignet sind und das Rennen vorzeitig beendet haben. Ich habe mich schon lange vorher entschieden, die Wahnsinnsstrecke in Angriff zu nehmen – oder besser gesagt sie zu fahren. Denn aufgeben stand nicht auf dem Plan. Im Laufe des Tages stellte sich aber noch heraus, dass es nicht so einfach werden sollte, sich daran zu halten. Da das Rennen an sich schon fordernd genug war, habe ich mich entschlossen, die Reise nicht alleine zu unternehmen, sondern habe mich in die Hände des Teams Kulessa begeben, das alles komplett organisiert hat: Anreise, Radtransport und die Rückreise waren in dem Komplett-Paket inbegriffen. Obwohl wir in Frankfurt schon um sechs Uhr morgens losgefahren sind, war die Fahrt insgesamt recht entspannt, so dass wir gegen 17 Uhr ausgeruht in Mailand angekommen sind. Am Abend gab es dann noch eine große Pasta-Party für alle Teilnehmer, auf der wir unsere Energie-Speicher für den kommenden Tag auffüllen konnten. Am kommenden Morgen darauf bin ich dann schon um 4:00 Uhr aufgestanden, da es eine Stunde später Frühstück gab. Zwei Stunden danach – punkt 7 Uhr – ging es dann für die 800 Fahrer auf die Piste – zum Glück war der Start direkt vor unserem Hotel, so dass ich keine weite Anreise mehr hatte. Ich habe mich gleich zu Beginn des Rennens in einer 70 Mann starken Gruppe festgesetzt und wir sind gemeinsam bei angenehmen Temperaturen von 22° Celsius und mit einem 36er Schnitt bis zur ersten Verpflegung bei Kilometer 125 am Fuße des Passo del Turchino gefahren. Was aber nicht heißt, dass das erste Stück entspanntes Radeln war: Durch den Ziehharmonikaeffekt, den wir jedes Mal bei Kurven und in Kreisverkehren hatten, haben wir hier schon einige Körner auf der Strecke gelassen. Gegen Mittag stiegen die Temperaturen dann deutlich an und die Sonne brannte auf den Asphalt. Bei 35 Grad Hitze konnten wir nach dem Pass eine traumhafte Abfahrt Richtung Küste genießen. Hier habe ich mich dann mit einigen Fahrern zu einer kleinen Gruppe zusammengetan und wir sind gemeinsam über zwei kleinere Anstiege gefahren. Die ganze Veranstaltung ist ohnehin schon keine Kaffeefahrt, aber wenn man mal bedenkt, dass wir uns in dieser Bullenhitze noch zusätzlich durch die Autos und Motorroller im italienischen Stadtverkehr und durch diverse kleine Ortschaften schlängeln mussten, bekommen die 300 Kilometer nochmal eine ganz andere Bedeutung. Absperrgitter? Fehlanzeige. Bei der zweiten Verpflegungsstation bei Kilometer 200 musste ich dann eine etwas längere Pause einlegen, da ich mit meinem Magen zu kämpfen hatte. Das Problem dabei war, dass ich jetzt nur noch alleine fahren konnte – und es lagen noch fast 100 Kilometer vor mir. Aufgrund meiner Magenprobleme war mein Körper komplett ausgelaugt und ich hatte mehrfach Krämpfe und Schmerzen in den Beinen. Auf den letzten Kilometern – alleine gegen den Wind – habe ich dann immer mal wieder kurze Pausen eingelegt und habe letztendlich nach rund 12 Stunden die Ziellinie total erschöpft, aber überglücklich im Blick gehabt. Mein Fazit: ein fantastisches Event, das ich so schnell nicht vergessen werde. Leider hatte ich auf 150 der 300 Kilometer keinen Blick für die fantastische Landschaft und das Meer. Michael Müller |
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